Kunst
Kurator: Harald F. Theiss
Lena von Goedeke: Tipping Point, 2021
Eis, Sedimente, Hanfseil
An bestimmten Orten werden Schaukeln als visuelle Metapher installiert. Sie erweitern in der Vorstellung vom „Fliegen“ den Blick auf die Landschaft. Mit Brettern aus Eis verweist Lena von Goedecke auf die einst von Gletschern geformte Landschaft in der Uckermark. Es sind Erzählungen über Wasser, Formen, Eigenschaften und der Einfluss von Eis auf uns Menschen und der Biosphäre.
In Duisburg geboren, studierte Lena von Goedeke Kunstgeschichte an der Westfälische Wilhelms-Universität Münster und Freie Kunst an der Kunstakademie Münster, der Kunstakademie Trondheim, Norwegen und der Kunstakademie Düsseldorf. Die Landschaft steht als Motiv in ihren Arbeiten im Mittelpunkt. Dabei spielt ihr persönliches Erleben teils extremer Landschaften auf Reisen und Wanderungen für die Entwicklung neuer Werke eine zentrale Rolle.
Hannah Hallermann: Agent, 2021
Interaktive Skulptur
Die Besucher:innen werden Teil eines Szenarios und zum Handeln aufgefordert – Über die körperliche Erfahrung wird Bewusstsein für Veränderungen aktiviert und die Umwelt in einem vorgefundenen, fast dystopisch anmutenden Zustand neu betrachtet. Die Arbeit von Hallermann regt an sich aktiv an Gestaltungsprozessen zu beteiligen und über Gegenwart zu reflektieren.
In Nürnberg geboren, studierte Hannah Hallermann bildende Kunst, Kunstgeschichte und Philosophie an der Kunstakademie „Villa Arson“ in Nizza, Frankreich und später erlangte sie ihren Meisterschüler an der Hochschule für Bildenden Kunst Dresden. Ihre zumeist skulpturalen Arbeiten mit einem formal stark körperlichen Ansatz sind Denkanstöße individueller Beziehungsgeflechte innerhalb gegenwärtiger gesellschaftsrelevanter Fragestellungen zwischen Optimierung, Optimismus und Ökonomien.
Fabian Knecht: tba
Seine zumeist temporären Installationen sind Eingriffe in die Realität. Knecht arbeitet mit vorgefunden Situationen und erweitert damit das allgemeine Kunstverständnis. Die Landschaft als gewachsene und geformte Natur und Teil einer Wirklichkeit wird zum temporären Artefakt. Auf diese Weise schafft er Bilder auf Zeit und gleichzeitig ein ästhetisches Erlebnis, welches zum Nachdenken auffordert.
In Magdeburg geboren, studierte Fabian Knecht an der Universität der Künste Berlin und am California Institute of the Arts. 2014 war er Meisterschüler von Olafur Eliasson, an dessen Institut für Raumexperimente er von 2009 bis 2014 studiert hat. Mit seinen Arbeiten, die oft unvermittelt im öffentlichen Raum erscheinen, bricht Knecht aus dem Ausstellungskontext aus und in das Alltagsleben ein. Er verändert Wahrnehmungs- und Handlungsmuster, verletzt Kunstbegriffe und Machtstrukturen und stellt soziale Verhältnisse und Normen durch Gegenbilder infrage.
Antoina Low: Schattenornament, 2021
Zu Zeiten der LPG Morgenrot standen angekettet in der Ruine eines ehemaligen Stalls bis zu zweihundert Schlachtbullen. Reste der vergangenen Machtstruktur sind in einen ornamentalen Bodenrapport übersetzt. Mit historischem Bezug reflektiert so die ortsspezifische Installation kritisch das Verhältnis von Mensch zu Zuchttier.
In Liverpool (GB) geboren, studierte Antonia Low an der Kunstakademie Münster und am Goldsmiths College London. Die Recherche von verborgenen Räumen und ihrer alltäglichen Nutzung führt zu raumgreifenden Installationen. In ihrer konzeptionellen künstlerischen Praxis bedienen sie sich den Techniken der Archäologie oft mit räumlichen Eingriffen, bei denen sie Spuren freilegt und so Formen der Sichtbarkeit aktiviert, um auf diese Weise ein Spiel zwischen Repräsentanz, Funktion und Identitäten entwickelt. Über eine Dichte von unterschiedlichen Verweisen entstehen an den Orten neue Wahrnehmungen von innen und außen, hier und dort, gestern und heute.
Katinka Pilscheur: 08-2021-01
Fähnchen am Wegesrand, Stoff, Holz und eine Kutsche
Das mehrteilige Projekt ist angelehnt an verschwundene Landwege in der Region und deren Geschichte(n). Über künstlerischen Markierungen in der Landschaft und den Erzählungen eines Einheimischen werden sie für die Besucher*innen auf einer Fahrt mit dem Pferdewagen wiederbelebt. Ausgangspunkt ist das Haus der Künstlerin mit seinen Formen von Geschichten aus der Gegenwart, die über künstlerische Mittel und Beteiligung bereits sichtbar sind.
In Herdecke an der Ruhr geboren, studierte Katinka Pilscheur Bildende Kunst an der Universität der Künste Berlin, bei Prof. Rebecca Horn und Prof. Frank Badur. Ihre medienübergreifenden, zumeist räumlichen Arbeiten sind für das Publikum ästhetische Erlebnisse und Erfahrungen an Orten und mit vertrauten Materialien und Objekten, welche die Künstlerin zufällig findet, sammelt und zu neuen Readymades kombiniert. Mit ihren raumübergreifenden Installationen entstehen Architekturen und Landschaftsformen, bei denen die Grenzen vorhandener Vorstellung ausgelotet, aber auch verwandelt werden.
Michael Sailstorfer: No Light Berlin (grey), 2011/2021
Polyurethan, Stahl
Die Installation aus grauen Keramikglühbirnen wird im ländlichen Außenraum aktualisiert und neu betrachtet. Die existenzielle Bedeutung und Funktion von Licht wird rekonfiguriert. Nur auf den ersten Blick errinert die allseits vertraute Anordnung an eine verspielte Lichterkette und irritiert in ihrer Materialität und Zusammenstellung. Die sonst farbfrohen Leuchtkörper sind erloschen.
In Veiden geboren, studierte Michael Sailstorfer an der Akademie der Bildenden Künste München sowie am Goldsmith College der Londoner Universität. Seine ungewöhnlichen Skulpturen in der Landschaften erweitern und befragt über z.T. temporären Konstruktionen die Bildhauerei. Auf vielschichtigen Bedeutungsebenen öffnen die Arbeiten aus Alltgasgegenständen Assoziationen zu gegenwärtigen gesellschaftsrelevanten Themen und Zuständen und machen sie nachhaltig lesbar.
Raul Walch: Korridore, 2021
Im Einklang mit der vorhandenen natürlichen Situation entwickelt der Künstler ortsspezifisch eine begehbaren textile Installation, die mehr Geste als Intervention ist. Über den physischen Zugang beginnt ein Dialog mit den Besucher*innen. Es finden gleichzeitig und auf mehreren Ebenen Reflexionen und Wechselwirkungen statt, die im Landschaftsraum neue Lebensformen von Allianzen von innen nach außen erzeugen und möglicherweise auf eine Neuordnung verweisen.
In Frankfurt a. Main geboren, studierte Paul Walch Bildhauerei an der Kunsthochschule Weissensee und bei Olafur Elliasson und an der der Universität der Künste. Im Mittelpunkt seiner künstlerischen Praxis steht eine unkonventionelle Auseinandersetzung und Beschäftigung mit gesellschaftlicher Realität, bei der das Publikum Teil einer Performance werden kann. Die spielerischen Aktionen von Walch beschränken sich nicht nur auf forschende Neugier oder das Beobachten, sondern sind oft ephemere Experimente und ortsspezifische Interventionen mit denen er an unterschiedlichen Orten reagieren.
Andrea Winckler: Untitled (Vests), 2021
Nylontaft, Viskose, Volumenflies, Reflektorgewebe, verschiedene Größen
Die textilen Arrangements von Andrea Winkler wirken wie Fundstücke von nachgestellten Szenarien. Als eine Art Zeugin werden sie von ihr „ eingesammelt“, um über eine hybride Ästhetik Geschichten zu verorten, weiter zu erzählen oder in der Gegenwart neu zu erfinden. Mit ihren skulpturalen Stoffcollagen, die an Mahnwachen erinnern, hinterfragt die Künstlerin unser Verhalten und Verhältnis zur ‚inneren Sicherheit‘, Klima, Produktion, Umwelt und damit zu gesellschaftlichen Gestaltungsprozessen. Beim UM Festival gehen die eigens dafür angefertigten Arbeiten erstmals ausserhalb des Ausstellungsraum neue Verbindungen mit ihrer Umgebung ein.+
In Zürich geboren, studierte Andrea Winckler an Hochschule für bildende Künste Hamburg bei Wolfgang Tillmans, Cerith Wyn Evans und Gisela Bullacher und besuchte später die Slade School of Fine Art in London. Mit ihren objet trouvé baut die Künstlerin ortspezifische Installationen, bei denen die körperliche Erfahrung eine wesentliche Rolle spielt. Es öffnen sich Assoziationsräume, die z. T. diffuse Stimmungsbilder zwischen Abwesenheit, Verlust, aber auch Faszination hervorrufen. Auf temporären Bühnen wird das Publikum mit neuen Wahrnehmungen und Zusammenhängen konfrontiert.
Ulrich Wüst: Dorf. Die Gemeinde Nordwestuckermark, (2014-2018)
Archival Pigments Prints
Die vermeintlich idealisierte Landschaft als menschenleeren schwarz-weiß Fotografien sind anmutende Analysen und Kommentare zu deutscher Geschichte und Zeitdokumente zwischen privaten und öffentlichen Leben – geprägt von Umbrüchen und Wandlungen nicht nur in ländlichen Randlagen nördlich von Berlin. Mit einem kühlen dokumentarischen Blick und über eine Ästhetik der Leere erkundet Wüst einen „Kosmos von ganz eigenem Reiz“, wie er seine Bildreise selbst beschreibt.
In Magdeburg geboren, studierte Ulrich Wüst an der Hochschule für Architektur und Bauwesen in Weimar, bevor er 1972 nach Berlin übersiedelte. Bis 1977 arbeitete er als Stadtplaner, danach als Bildredakteur und ab 1983 als freischaffender Fotograf. Mitte der 1980er gehört er zu den wichtigsten Fotografen in der DDR. Ulrich Wüst ist ein leiser Beobachter von gesellschaftlichen und politischen Umbrüchen seiner Zeit.
Musik
Kuratorin: Gudrun Gut
Albert Hofmann Soundsystem: Best of Hörstation
Unter dem Pseudonym Console trat Martin Gretschmann Anfang der 90iger ins Licht der Öffentlichkeit. Kurz darauf wurde er ein Teil von The Notwist und sorgte dort für die elektronische Note. Unter dem Soloprojektnamen Acid Pauli entstanden in dem letzten Jahren mehrere Platten, Remixe, Radiosendungen und Hörspiele, letztere in Zusammenarbeit mit Andreas Ammer.
Neben zahlreichen Kollaborationen zum Beispiel mit Björk oder dem Philharmonischen Orchester Würzburg findet Gretschmann immer neuer Wege sich auszudrücken. So nahm er an dem einzigartigen Projekt „Die Golden Maschine“ teil. Hierfür wurde eigens ein elektronisches Gerät entwickelt, das für ein gesamtes Jahr kontinuierlich ein Hörspiel zum Jahrhundertroman „Unendlicher Spaß“ von David Foster Wallace produzierte. 2020 erschien das neueste Album „Acid Pauli: MOD“.
Beim UM-Festival wird er als Albert Hofmann Soundsystem seine Soundfiles mit Audiotexten mischen (In Kooperation mit der Literatur Kuratorin Ute Koenig).
Donna Maya: Lost Spaces
Donna Maya spielt Theremin, ist Sound Artist und Produzentin aus Berlin. Donna Maya sieht ihre Musik als politischen Beitrag, um gesellschaftliche Veränderungen voran zu bringen und setzt sich dabei für Frauenrechte , für die Rettung von Geflüchteten aus dem Mittelmeer und für ein solidarisches Gesellschaftssystem ein. Sie veröffentlicht Schallplatten und CDs, schreibt Filmmusik u.a. für den Film „Kurz und schmerzlos“ von Fatih Akin, komponiert Turntable-Konzerte für die Kammerphilharmonie, ist DJ und entwickelt interdisziplinäre Performances, zuletzt für das ‚drei D poesie‘ Festival in den Uferstudios Berlin.
Donna Maya macht mit ihrer Musik Orte und Menschen hörbar, die oftmals überhört werden. Sie nimmt die dort typischen Klangkulissen auf und verwendet sie als Basis ihrer Kompositionen. Mit ihrem Theremin erzählt Donna Maya mit elektronisch unterlegten Sound-Skulpturen abstrakte Geschichten, die beim Hörer unweigerlich imaginäre Bilder entstehen lassen. Neues Album „Lost Spaces – Detroit“.
Ensemble Quillo: zuFußQultur
Das Ensemble Quillo hat sich 2004 mit dem Ziel gegründet, besondere Projekte der zeitgenössischen Musik im ländlichen Raum Brandenburg zu etablieren. Dazu zählen u.a. Landqultour, die Werkstatt Quillo und zuFußQultur. 2011 wurden sie mit dem Regine-Hildebrandt-Preis ausgezeichnet. Mit dem Hof Quillo (Uckermark) hat das Ensemble außerdem einen Kulturhotspot geschaffen, der anregende und vielfältige Begegnungen mit neuer Musik ermöglicht.
Zum 7.ten UM-Festival offeriert Ensemble Quillo ‚zuFußQultur‘, eine Begegnung mit zeitgenössische Musik in der Natur an 7 verschiedenen Abschnitten des UmWeges.
mit:
Alexander Glücksmann (Klarinette) spielt Jörg Widmann: Fantasie (2011)
Julia Yoo Soon Gröning (Violine) spielt Hans Werner Henze: Ländler (1977)
Luise Rau (Cello) spielt Luciano Berio: Les mots sont allés (1979)
Daniel Göritz (Gitarre) spielt Morton Feldman: The Possibility of a New Work (1966)
Max Renne (Dirigent) spielt Dieter Schnebel: Nostalgie (Visible Music) (1962)
Lion Hinnrichs (Klavier) spielt George Crumb: Dream Images (1972)
Ursula Weiler (Piccoloflöte) + Dominic Oelze (kl.Trommel) Werner Heider: Gassenhauer (1984)
Lindred: Hyperdrama
Die in Berlin lebende Amerikanerin Lindred kreiert verdrehten Holy Pop, hyperemotionale Musik mit glitzernden Melodien und elastischem Gesang, manifestiert in temperamentvollen Chören und körperlosen Stimmen der Sehnsucht und fast jenseitige elektronische Atmosphären. Der Name setzt sich aus Lindi und Dreda zusammen, einem Nexus, der Schlange und Schönheit, Verzweiflung und Euphorie verbindet.
Zu den jüngsten Auftritten zählen auch das Sonic Ground Festival (München), das Kulturzentrum Hraničář Ústí nad Labem (Tschechien) und das Austin Museum of Human Achievement (USA).
Monika Werkstatt: Chillout
Die Monika Werkstatt hat sich als elektronische Improvisationsschmiede in kurzer Zeit einen Namen gemacht und tritt europaweit in immer neuen Konstellationen auf. Monika Werkstatt ist ein Kollektiv von wechselnden Künsterinnen und hat einen radikalen experimentellen Ansatz.
Die von Gudrun Gut geleitete Festival Ambient Session vereint die anwesenden Musikerinnen: Donna Maya, Pilocka Krach, Gudrun Gut, Lindred, Rachel Lyn und wird am Sonntag in Fergitz den Chillout eröffnen.
Euler/Mynther/Sprenger: Moon Machine – Die kybernetische Nachtigall
In ihrem dritten gemeinsamen Projekt gründen der bildende Künstler Tobias Euler (Jonny Knüppel), der Komponist Thies Mynther (Phantom Ghost) und der Theatermacher Veit Sprenger (Showcase Beat Le Mot) die Kirche der kybernetischen Nachtigall. Um den äußerst seltenen Vogel anzulocken, haben sie eine komplexe mechatronische Musikmaschine gebaut, mit der sie unermüdlich durch Städte und Dörfer ziehen, unterstützt durch einen Tross von Ravern, Adepten, Ornitholog:innen und anderen Spezialmenschen, für die ihre Musik mehr als ein Kollateralschaden ist.
Pilocka Krach: Auf dem Trecker
Pilocka Krach ist geboren und aufgewachsen in Berlin Mitte. Um 2000 hielt sie sich länger in Wien auf und arbeitete zusammen mit Noisefreejazzer Philipp Quehenberger. Im Laufe von Pilocka Krachs DJ Karriere, als Autodidaktin wurde und wird Pilocka Krach gefeiert für ihre authentischen Liveshows in den Clubs und auf den Festivals der Welt. Pilocka Krach ist Teil der Monika Werkstatt und führt ihr eigenes Label „greatest hits international“.
Pilocka spielte auf dem letzten UM-FESTIVAL in Gerswalde auf der großen Bühne und hat alle sehr begeistert. Wir sind glücklich sie nun auf dem Trecker wieder dabei zu haben.
Rachel Lyn: Modular Daydream
„Oh Daydream“ ist das Debut Album der in Australien geborenen und in Berlin lebenden Künstlerin. Lyn ist bekannt für ihre Arbeit mit modularen Synthesizern und ist Teil eines Performance-Trios namens ‚3Ddancer Live‘, das aus ihrer Modular Gang Eventreihe hervorgegangen ist. Live entführt sie das Publikum in fiktive Welten. Lyn kombiniert ungewöhnliche Motive und übersetzt imaginäre Sujets durch ihre modulare Performance. Ihre Debüt-Live-Show basierte auf Andy Warhols berühmten Freunden und auf ihrer Modular Gang Party machte sie ein Cover von Delia Derbyshires 1964er Lo-Fi-Aufnahme „Falling from The Dreams“, für die Lyn Delias Gesang neu aufnahm und ihre eigene Improvisation modularer Klänge um die Stimme herum inszinierte.
Beim UM-Festival spielt sie drei kurze modulare Live Sets in Abwechslung mit Lindred in Fergitz an der Scheune
Teichmann + Söhne: Family Affair
Teichmann & Söhne ist ein unkonventionelles Familien Projekt, das unterschiedliche Generationen, Musiktraditionen und Klangräume vereint. Ausgestattet mit einem Sammelsurium aus Blas-, Zupf- und Schlaginstrumenten, sowie zahlreicher elektronischer Musikmaschinen, begeben sich Vater Uli Teichmann und seine Söhne Andi und Hannes in ein gemeinsames Spielfeld, Experimentierfreudig und dem Gegenüber offen.
Hier trifft Elektronik auf Akustik, die Grooves und Sounds der Söhne treffen auf die Virtuosität des Vaters. Ein gemeinsamer Klangkosmos, der unterschiedlichste musikalische Entwicklungen des 20 Jahrhunderts generationsübergreifend zusammenbringt: Von Elektronika, Jazz, Krautrock, Klassik bis hin zu Weltmusik.
Thomas Fehlmann: Ambient mit Schuss
Die musikalische Richtung von Thomas Fehlmann wurde entscheidend durch seine Arbeit mit der Band ‘Palais Schaumburg’ in den Achtzigern geprägt. Elektronisch, grenzgängerisch und lustbetont. Er wirkt bis heute auch als Akteur der Berlin-Detroit Connection und war bis vor kurzem Mitglied der britischen Band ’The Orb’. Fehlmann veröffentlichte dutzende Solo Schallplatten, gab in der ganzen Welt Konzerte und komponierte verschiedene Filmsoundtracks und veröffentlicht beim Kölner Label Kompakt. Zuletzt die LP ’Böser Herbst’ im April 2021.
Gudrun Gut: Musik Kuratorin des Festivals
Gudrun Gut ist seit 1979 der Berliner Musikszene aktiv und Teil von verschiedenen Bands und Projekten (Mania D., Malaria!, Matador, Davies/Gut, Greie Gut Fraktion, Gut und Irmler, Monika Werkstatt, Solo als Gudrun Gut), Labelmacherin (Monika und Moabit Musik), Radiomacherin, zusammen mit Thomas Fehlmann „Ocean Club Radio“ für Radio Eins Berlin (1997-2007) sowie Festival Kuratorin (Marke B – Berliner Labelnächte, Um-Festival, Monika Werkstatt). 2019 erhielt sie den ‚Listen to Berlin Award‘ für Förderung und Entwicklung der Berliner Musikszene.
Gudrun Gut lebt und arbeitet in Berlin und in der Uckermark. Neues Album 2021 „Gudrun Gut + Mabe Fratti: Let’s Talk About The Weather“.
Literatur
Kuratorin: Ute Koenig
Janine Adomeit: Vom Versuch, einen silbernen Aal zu fangen
Die Unberechenbarkeit zweiter Chancen
Morgen wird alles anders oder jetzt ist auch schon egal. So leben die Bewohner des heruntergekommenen rheinischen Kurorts Villrath. Seit die lokale Heilquelle vor Jahren versiegte, stehen die Gästezimmer leer. Da fördern Bauarbeiten ein mineralhaltiges Rinnsal zutage. Was könnte den Glanz vergangener Tage zurückbringen, wenn nicht das gute alte Heilwasser?
Janine Adomeit, 1983 in Köln geboren, studierte Literatur- und Sprachwissenschaft. Der Roman „Vom Versuch, einen silbernen AAl zu fangen“ ist ihr Debut.
Pierre Jarawan: Ein Lied für die Vermissten
Als 2011 der Arabische Frühling voll entfacht ist, löst der Fund zweier Leichen auch in Beirut erste Unruhen aus. Während schon Häuser brennen, schreibt Amin seine Erinnerungen nieder: an das Jahr 1994, als er als Jugendlicher mit seiner Großmutter in den Libanon zurückkehrte – zwölf Jahre nach dem Tod seiner Eltern. An seine Freundschaft mit dem gleichaltrigen Jafar, mit dem er diese verschwiegene Nachkriegswelt durchstreifte. Und daran, wie er schmerzhaft lernen musste, dass es in diesem Land nie Gewissheit geben wird – weder über die Vergangenheit seines Freundes, noch über die Geschichte seiner Familie.
Pierre Jarawan ist Autor, Bühnenliterat und freier Autor. Er wurde 1985 als Sohn eines libanesischen Vaters und einer deutschen Mutter in Amman, Jordanien, geboren, nachdem diese vor dem Bürgerkrieg geflohen waren. Im Alter von drei Jahren kam er mit seiner Familie nach Deutschland. 2012 wurde er internationaler deutschsprachiger Meister im Poetry Slam. Sein Romandebut „Am Ende bleiben die Zedern“ erschien 2016. Der Roman ist heute, übersetzt in viele Sprachen, ein internationaler Bestseller. Im Frühjahr 2020 erschien sein zweiter Roman „Ein Lied für die Vermissten“.
Caroline Rosales: Das Leben keiner Frau
Melanies Fünfzigster ist ein rauschendes Fest. Sie lässt sich feiern, der Champagner fließt in Strömen, ein Flirt liegt in der Luft. Doch dann wendet sich das Blatt. Ihre Mutter, zu der sie nie ein gutes Verhältnis hatte, braucht ihre Hilfe, sie ist alt geworden. Ihre erwachsene Tochter, die nie so werden wollte wie Mel selbst, ist gerne Hausfrau und will auf keinen Fall Karriere machen. Ja, und die Männer. Der Flirt, ein Kollege, redet im Büro schlecht über sie. Mels Chef fördert eine jüngere Kollegin. Ihr Exmann wird Vater, bekommt mit seiner neuen Frau ein Kind. Das Kind, das er mit ihr nie wollte. Mel hat in ihrem Leben alles richtig gemacht. Bis auf die Dinge, die kolossal schiefgelaufen sind. Und heute ist sie nur noch wütend. Ein Buch über die Fallstricke der Emanzipation und den Fluch, alles zum ersten Mal zu machen.
Caroline Rosales, geb. 1982 in Bonn, ist Autorin mehrerer Sachbücher und Redakteurin der ZEIT-Magazine bei ZEIT ONLINE. Im Jahr 2019 erschien ihr autobiographisches Buch „Sexuell verfügbar“, in dem sie über ihr Aufwachsen als Mädchen und ihr Frausein im Spiegel von Alltagsseximus und Missbrauch schrieb. Das Leben keiner Frau ist ihr literarisches Debüt. Rosales lebt mit ihrer Familie in Berlin.
David Schalko: Bad Regina
Nur noch wenige Menschen leben in Bad Regina, einem einst glamourösen Touristenort in den Bergen, starren auf die Ruinen ihres Ortes und schauen sich selbst tatenlos beim Verschwinden zu. Denn ein mysteriöser Chinese namens Chen kauft seit Jahren für horrende Summen ihre Häuser auf – nur um sie anschließend verfallen zu lassen. Als er auch noch das Schloss des uralten örtlichen Adelsgeschlechts erwerben will, entschließt sich Othmar, der von Gicht geplagte ehemalige Betreiber des berühmtesten Partyklubs der Alpen, herauszufinden, was es mit diesem Chen auf sich hat und was dieser mit Bad Regina vorhat. Dabei erleben Othmar und die verbliebenen Einwohner eine böse Überraschung.
David Schalko, geboren 1973 in Wien, lebt als Autor und Regisseur in Wien. Bekannt wurde er mit revolutionären Fernsehformaten wie der „Sendung ohne Namen“. Seine Filme wie „Aufschneider“ mit Josef Hader und die Serien „Braunschlag“ und „Altes Geld“ wurden mit zahlreichen internationalen Preisen ausgezeichnet. „Bad Regina“ ist sein dritter Roman.
Der Schauspieler Bernd Jeschek leiht in unserer Aufnahme einer der Hauptfiguren des Romans – Othmar – seine Stimme. Bernd Jeschek (* 14. Januar 1949 in Gaal, Steiermark) ist ein österreichischer Schauspieler, Regisseur, Drehbuchautor und Musiker. Bernd Jeschek hat als Theaterdarsteller an vielen Schauspielhäusern gespielt und in über 30 deutschsprachigen Produktionen bei Film und Fernsehen mitgewirkt.
Tanja Schwarz: In neuem Licht
Die Frauen in diesen Romanminiaturen haben viel erlebt und manches hinter sich gelassen. Sie sorgen sich um Fremde, kümmern sich um große Kinder und alte Eltern und verlieren sich darüber fast selbst.
Tanja Schwarz erzählt von Frauen aus dem liberalen, oft prekären Bürgertum, ihre Leben sind auf normale Art schwierig und brüchig. Durch politische oder private Krisen sind sie aus ihrer saturierten Starre erwacht. Tanja Schwarz umkreist ihre Figuren mit spärlicher und doch bis ins Mark reichender Prosa.
Tanja Schwarz wurde 1970 in Hechingen in Baden-Württemberg geboren. Sie studierte am Deutschen Literaturinstitut in Leipzig und erhielt zahlreiche Auszeichnungen. 2001 erschien ihr Erzählungsband »Der nächtliche Skater« , 2019 „Weltroman“. Schwarz lebt mit ihrer Familie in Hamburg. Ihr Erzählungsband „In neuem Licht“, aus dem sie zu unserem Festival einen Auszug liest (Hörstation), erscheint im September bei Hanserblau.
Iris Wolff: Die Unschärfe der Welt
Hätten Florentine und Hannes den beiden jungen Reisenden auch dann ihre Tür geöffnet, wenn sie geahnt hätten, welche Rolle der Besuch aus der DDR im Leben der Banater Familie noch spielen wird? Hätte Samuel seinem besten Freund Oz auch dann rückhaltlos beigestanden, wenn er das Ausmaß seiner Entscheidung überblickt hätte? In „Die Unschärfe der Welt“ verbinden sich die Lebenswege von sieben Personen, sieben Wahlverwandten, die sich trotz Schicksalsschlägen und räumlichen Distanzen unaufhörlich aufeinander zubewegen. So entsteht vor dem Hintergrund des zusammenbrechenden Ostblocks und der wechselvollen Geschichte des 20. Jahrhunderts ein großer Roman über Freundschaft und das, was wir bereit sind, für das Glück eines anderen aufzugeben. Kunstvoll und höchst präzise lotet Iris Wolff die Möglichkeiten und Grenzen von Sprache und Erinnerung aus – und von jenen Bildern, die sich andere von uns machen.
Iris Wolff, geboren 1977 in Hermannstadt, Siebenbürgen. Ihre Kindheit verbrachte sie im Banat, bevor sie 1985 mit ihrer Familie nach Deutschland auswanderte. Später studierte sie Deutsche Sprache und Literatur, Religionswissenschaft sowie Grafik und Malerei an der Philipps-Universität Marburg. Heute lebt sie in Freiburg im Breisgau. Von 2003 bis 2013 war sie Mitarbeiterin des Deutschen Literaturarchivs Marbach sowie Dozentin für Kunstvermittlung und von November 2013 bis März 2018 Koordinatorin des Netzwerks Kulturelle Bildung in Freiburg.
Iris Wolff ist Mitglied im Internationalen Exil-P.E.N und verfasst in erster Linie Kurzgeschichten und Romane. Im Jahr 2012 veröffentlichte sie im Otto Müller Verlag ihren Debüt-Roman Halber Stein. 2020 veröffentlichte sie im Klett-Cotta Verlag „Die Unschärfe der Welt“.+